Varanasi - Lichterspiel am Ganges

Samstag, 28. Januar 2017

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Laut hupende Stadt - ruhige spirituelle Stimmung am Ganges. Lichtdurchfluteter Himmel - hell brennende Flammen an den Ghats.




Von unserem Guesthouse, abseits der belebten Straßen, machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu den in Indien berühmten heiligen Ghats. Wir schlagen uns durch Tucktucks, Fahrradfahrer, Kühe sowie sämtliche fahrbaren Karren auf den Straßen. Unsere Erwartungen an die Ghats spiegeln genau das wider: Überfüllte Treppen mit laut kreischenden Menschen von denen dir jeder etwas zu kaufen andrehen möchte.

Wir schlängeln uns durch die kaum mehr befahrenen Häuserreihen dicht am Ufer, bis wir endlich durch einen schmalen Gang zu den Ghats finden.



Zu unserem erstaunen erwartet uns ein friedliches Bild. Der Ganges fließt wie ein Halbmond an den Ghats entlang. Diese erstrecken sich zu tausenden an Treppenauf- und zugängen am Ufer. Kühe und Ziegen huschen ins Bild. Dort sitzt ein, vor sich hin meditierender Sadhu und dort ein ebenfalls meditierender Westler. Menschen in kleinen Gruppen verstreut laufen durch das Bild. Wir lassen und von der Stimmung treiben und gehen gemütlich mit dem Strom des Flusses. Auf dem Ganges ziehen Boote ihre Runden um den Touristen die bekanntesten Ghats zu zeigen.

Ohne es zu merken steuern wir auf ein beleuchtetes Ghat zu. Aber kein elekrtisches Licht beleuchtet diesen Platz, sondern hellleuchtende Flammen. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch nähern wir uns den immer größer werdenden Lichtern. Hier werden Menschen verbrannt.
Die Hindus die hier verbrannt werden haben ihr Leben lang darauf hingearbeitet und Geld gesammelt. Wer in Varanasi stirbt hat das Glück den Kreis der Wiedergeburt zu durchbrechen und direkt ins ewige Moksha zu gelangen.
Singende Männer tragen einen Familienangehörigen auf einer Bahre zum Ganges um die letzte rituelle Reinigung zu vollziehen.
Währenddessen stapeln Mitarbeiter Holzscheite aufeinander. Liegt die Leiche von Holz bedeckt auf der Verbrennungsstätte, werden letzte Rituale vollzogen bis das Feuer schließlich seinen Teil übernimmt. Über Stunden brennt das Feuer. Menschen und Tiere wärmen sich in den kühlen Tageszeiten in der Nähe der Verbrennungsstätten.

Das Mulmige Gefühl bleibt, aber es wird durch die spirituelle Energie die diesen Ort durchströmt, gemildert. Man freut sich sogar ein kleines bisschen für die Menschen, die es geschafft haben an diesem heiligen Ort ihre letzte Ruhe zu finden. Befreiung.
Die Verbrennungsstätten sind Tag und Nacht in Betrieb, auch als wir zum Sonnenaufgang auf einem Boot an diesen vorbeiziehen.
Ein friedliches Licht durchflutet den Himmel.
An den anderen Ghats lassen Kinder Drachen steigen, waschen Frauen Kleidung und immer wieder finden rituelle Waschungen mit dem heiligen Gangeswasser statt.
Diese Stadt fühlt sich lebendig an.

Auch ein Besuch in einer nahen gelegenen Grundschule erweckt diesen Eindruck. 50 Kinder in einem Klassenraum, wie kann sich das nicht lebendig anfühlen?!
Wir hospitieren in allen Jahrgängen und merken schnell, hier läuft das Schulleben anders. Disziplin ist das höchste Gut. Die Kinder müssen im Gleichschritt ihre Aufgaben erledigen, die Lehrerin tadelt und lobt. Zu dritt quetschen sich Kinder auf eine Holzbank, der Tisch reicht nur um zwei Hefte darauf abzulegen, das dritte wird auf dem Schoß beschrieben. Uns fasziniert, dass der Unterricht an dieser Privatschule komplett in Englisch abgehalten wird und das Aufgabenniveau vergleichbar mit einer 8.Klasse in Deutschland ist. Während die Kinder büffeln müssen, werden wir mit Köstlichkeiten überhäuft - schwer anzunehmen.
Die gewonnenen Eindrücke lassen unsere Arbeit in Deutschland in einem neuen Licht erscheinen. Zukunftsfunkeln.

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