Cochin - Kultur und backwaters

Montag, 18. April 2016

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In Cochin entdecken wir Teile der überlieferten südindischen Kultur und lassen uns von der kolonialen Ruhe anstecken. Kerala's "Must-Do" sind die backwaters: Entspannt lassen wir uns durch die Wasserstraßen treiben und machen uns selbst ein Bild.


Cochin
Wir stranden in Ernakulam, Cochins östlichem Stadtteil. Schreiende Baustellen, ein gurgelnder Fluss aus Autos, Bussen und Zweirädern sowie sonnengebleichte Reklame empfangen uns. Der bei Indern beliebte "moderne" Stadtteil, mit der größten Shopping Mall Indiens, stößt bei uns auf wenig Gegenliebe und wir sind froh mit einer der gelbschwarzen Motorrikschas dem Gedränge zu entkommen.
Fort Cochin, die daumenförmige Landzunge ist geprägt von portugisischen, holländischen sowie englischen Kolonialbauten. Unübersehbar verwurzelt, genau so wie die uralten Bäume, die mit ihren breit gefächerten Baumkronen großartigen Schatten spenden. Der chinesische Einfluss beschert dem Stadtteil schließlich sein exotisches Flair. Für indische Verhältnisse erscheint es hier gespenstisch leer und ruhig. Die Fort-Bewohner selbst, scheinen diese Ruhe und Gelassenheit in sich aufgenommen zu haben.
Wir sind bei einem von Telnas Brüdern unter gekommen, dessen Familie uns herzlich aufnimmt und uns mit viel Kopfwackeln hilft, zwei unvergessliche Tage in Cochin und die Fahrt durch Keralas Binnengewässer zu organisieren.




In einem alteingesessenem Kathakali Theater lauschen wir traditioneller Indischer Musik. Ein alter, in sich gekehrter Sitarspieler und ein junger, offen lächelnder Tablaspieler geben uns ein Fast-Privatkonzert. Der zitternd-schleierhafte Klang der Sitar und das helle Flattern der Tabla sowie das unaufgeregte Improvisieren der zwei Künstler, begeistert uns und hallt noch lange in unserem Schlaf nach.

Wir besuchen eine Vorstellung des berühmten Kathakali-Theaters. Eine traditionelle Form des Geschichtenerzählens, mit großartig fantasievoll verkleideten Schauspielern, wilder Mimik und raumgreifender Gestik.

Die ausschließlich männlichen Schauspieler folgen, genauso wie die Trommler und der "Geschichtensänger" fest vorgegebenen Spielabfolgen und verzichten dabei komplett auf Sprache.
Unsere, für Touristen stark verkürzte Fassung (normal entfaltet sich eine Geschichte über 6-9 Stunden und endet traditionell mit einem Spektakulärem Sieg der Guten, zum Morgengrauen), beinhaltet eine Einführung in die traditionelle Mimik- und Darstellungskunst. Das Augenrollen erhält eine ganz neue Bedeutung. Die Darstellung eines Elefanten zum Beispiel beinhaltet mehrere Episoden des Elefantenlebens und dauert gut und gerne 5 min.

Trotz Einführung und Vorbereitung erscheint das Theaterstück fremdartig und mystisch. Die manchmal übertriebenen, manchmal kleinteiligen jedoch komplexen Mimiken und Bewegungen überfordern unsere Aufnahmefähigkeit und die gesamten nächsten Tage fließen immer wieder Bruchstücke des Gesehenen in die Gespräche ein.

Die Backwaters
Mit unserer "Family-made-All-inclusiv-Backwaters-houseboat-tour" in der Tasche kommen wir in Alleppey an und werden vom klimatisierten Bus in ein Tucktuck und schließlich in unser Hausboot gespült. Dank der 5.500 INR (umgerechnet ca 74 €) müssen wir uns um nichts kümmern und fühlen uns wie die Könige auf unserem traditionellen Hausboot. Geschmälert wird das Gefühl und die gesamte Idee des backwater trips durch die unübersehbare Gegenwart von Hunderten (vielleicht sogar schon mehr als tausend) anderen Booten, die Wasserkanäle, dank des stetig steigendem Tourismuses, mittlerweile belagern. Wir versuchen das "Banana-Pancake-Trail-Gefühl" abzustreifen und geben uns der Langsamkeit unseres Fortbewegungsmittels hin.
   

Zu unserer indischen Musik zieht das indische Leben am- und mit dem Wasser an uns vorbei. Fährboote aller Größen beliefern die verstreuten Häuser und Dörfer, Wäsche- und Geschirrwaschen auf steinernen Ufertreppen, badende Männer und Kinder (und die Frauen?!), Tempelzeremonien entlang des Wassers, beobachtende und ruhende Menschen, vielerlei Vögel. Alles im Takt mit dem Ruderschlag. Zum ersten Mal auf einem Hausboot schlafen. Wachgeschaukeltwerden.

Tags darauf besteigen wir die öffentliche Fähre (die 2,5 stündige Überfahrt nun für 15 INR = 20 Eurocent!) und schippern von Anlegestelle zu Anlegestelle und kommen zu weiter abgelegenen Gebieten. Das Flussleben mit seiner Einfachheit und Genügsamkeit beeindruckt uns.


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