Per Anhalter durch Vietnam - Teil 2

Dienstag, 2. August 2016

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Die Fahrt mit ausgetrecktem Daumen geht weiter. Mit Höhen und Tiefen sind die knapp 1800 Kilometer schließlich gemeistert und Ho-Chi-Minh-Stadt erreicht. Entspannte Tage am Strand bilden den Gegenpol zum aufregenden roadtrip. Eine ganze Woche in Saigon, um Vietnams pulsierendes Zentrum zu entdecken.


Tag 3
Hitze. Daumen ausgestreckt, doch kaum Autos unterwegs. Unter mitleidigen, fragenden Blicken der Motorradtaxis am Straßenrand Schwitzen. Da kommt die Wild Bison Tour angeschossen und die zahlenden Westler nehmen uns mit. Highclass-Tourismus trifft Lowbudget. Schmunzeln auf beiden Seiten.

Im Truck zweier junger Vietnamesen geht es weiter. Der dritte Stopp scheint verflucht. Alle winken ab. Nicht unsere Richtung? Wie kann das sein?! Mit Hilfe zweier Einheimischer geht es mitten durch eine große Stadt. Viel Verkehr auf wenigen Kilometern. Innerstädtisch bringt uns ein Touristenshuttle schließlich ans Ziel. Geht doch. Langer Atem - langer Tag.

Hôi An
Kurze Zeit in dem pittoresquen, aber touristischen Stadtzentrum in Vietnams Mitte.

Gekonnt: Wir wandeln unter Lampions und flanieren entlang der aufwendigen Illuminationen am Fluss.
Geglückt: Die zweite Nacht verbringen wir als Hoteltester in der Fast-Fertig-HoiAn-Villa.
Gegönnt: Mit zwei Drahteseln fahren wir für einen Tag ans Meer und liegen am Strand.





Tag 4
Xe-Om-Opis fahren uns (Westler hinten, Backpacks vorne zwischen den Knien) zurück zur Nationalstraße. Trotz betrunkenem Helfer, hält das Glück vor unseren Füßen:
Trong in seinem flotten Audi. Über 400 km nimmt er uns mit, bringt uns sogar über sein Fahrtziel hinaus, versorgt uns großväterlich mit Proviant, lädt uns ein und scheint uns (ohne Englischkenntnisse) alle Wünsche ab zu lesen. Unsere Herzen sind gerührt, der Abschied ist herzlich. Càm òn ban - vielen lieben Dank!

Dai Lanh
Ein kleines Fischerdorf mit der laut stöhnenden AH1 als Durchfahrtsstraße und einem kaum frequentierten Strand.

Ausschlafen, feiner Sandstrand und klares Meer, Sonne und die Aufmerksamkeit der Dorfkinder. Wir finden es toll und bleiben zwei Tage dort.



Tag 5
Aus dem Dorf scheint kein Fortkommen. Wir müssen laufen. Beide nicht ganz fit. Und obendrauf die große Hitze. In diesem Moment würden wir wohl alles nehmen. Dann endlich weiter- aber nicht weit kommen. Wieder Aussteigen, wieder Rucksäcke richten, wieder Schild hoch halten. Mist, es beginnt auch noch zu regnen.

Ein Trucker hat Erbarmen. Gute Nachricht: Er fährt bis Saigon. Schlechte Nachricht: Er spricht kein Wort, fährt ausgesprochen gemütlich und macht viele Pausen.

Nun gut, wir lehnen uns zurück, halten ebenso einen Mittagsschlaf und entscheiden uns abends kurzentschlossen im Dorf Luong Son noch einen Zwischenstopp mehr einzulegen. Wortloser Abschied, verlebtes Hotelzimmer und sehr leckeres Hotpot essen an der Dorfkreuzung.

Tag 6
Wir sind unserem Ziel schon nahe. Die Stimmung steigt. Unser Tanz am Straßenrand bringt uns so einiges Lachen und Winken sowie schließlich eine Mitfahrt im Reisebus nach Ho-Chi-Minh ein. Kostenlos - mien phi!
Zurück lehnen und die letzten Kilometer genießen: Genial. In der Stadt ausgespuckt, schnappen wir uns sogar noch den richtigen Stadtbus. Angekommen!

Ho-Chi-Minh-Stadt
Die ehemals umkämpfte Stadt, die von vielen Bewohnern noch immer Saigon genannt wird.
Wir planen eine ganze Woche ein, für Visa und Konsulatgänge. Doch überraschend ist alles Formale schon nach zwei Tagen erledigt. Sauber.

Die Großstadt mit mehr als zehn Millionen Einwohnern hält gigantischen Verkehr und unzählige Cafes bereit. Mit dem Roller starten wir aus unserem Multikulti-Viertel, schwimmen im Strom der unzähligen Zweiräder und spülen bis in die Vororte Saigons. Nah am Puls vietnamesischen Lebens.

Regengüsse und Gewitter bestimmen unseren Aktivitätsgrad. Die Lücken werden mit ausgiebigem Frühstück, Ca Phé Sua Da und Kabel TV gefüllt.

Mit dem Kriegsmuseum und den eindrucksvollen Vietkong-Tunneln in Cu Chi (beides nichts für Zartbesaitete) versuchen wir den erschütternden Vietnam Krieg zu fassen. Einigkeit: Etwas Unfassbareres als Krieg gibt es kaum.

Die Reisezeit in Vietnam kommt uns besonders lang vor. Bestimmt liegt das an den vielen guten Erlebnissen und Eindrücken die wir hier sammeln. Ein Land in dem wir uns wohl fühlen und in das wir wieder kehren möchten: Tolle Menschen, vielfältige Natur, Berge und Mehr sowie ausgezeichnetes Essen.

1 Kommentare:

Ipo hat gesagt…

Beeindruckend! Mehr kann ich gar nicht sagen...
Eure Einträge lesen sich mittlerweile wie ein spannender Roman. Der erste Roman, bei dem ich die Hauptfiguren persönlich kenne!!!

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