Per Anhalter durch Vietnam - Teil I

Donnerstag, 28. Juli 2016

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Hanoi: geschäftige Großstadt mit zahlreichen Parkanlagen. Wir durchbrechen unsere Reiseroutine und fassen den Plan von Hanoi bis Saigon zu trampen. Trotz der Skepsis der Einheimischen wagen wir das Abenteuer. Daumen raus strecken, Schild hoch halten, es kann los gehen.


Hanoi
In der 7 Millionen Hauptstadt durchstreifen wir die verschlungenen Straßen des Old Quarter, bestaunen den allgegenwärtigen Ho-Chi-Minh-Kult und trinken vietnamesischen Eiskaffee im Park. Auf einem geborgten Roller schwimmen wir durch den unübersichtlichen Stadtverkehr. Intuition vor Regeln. Nachsicht vor Recht. Und irgendwie geht es immer weiter.
Genau wie die Bewohner der Metropole fliehen wir vor der großen Hitze in die vielen Grünanlagen. Während wir kühlen eiskalten Kaffee schlürfen (erstaunlicherweise ist der vietnamesische Kaffee nur mit Eiswürfeln genießbar), betätigen sich viele Vietnamesen sportlich:


Tanzen, Badminton, Tai Chi, Joggen,
Inlineskaten, Meditieren, Kraftsport und Aerobic. Das sozialistische  Kollektiv scheint durch.




Das berühmte Wasserpuppentheater lassen wir uns nicht entgehen. In den überschwemmten Reisfeldern geboren, zeigt diese Tradition des Geschichtenerzählens die tiefe Verbundenheit der Vietnamesen zum Wasser.

Die Vorbereitungen
Schon länger spielen wir mit dem Gedanken auf unserer Reise per Anhalter zu fahren. Im Internet loten wir vorhandene Informationen aus. Der Reisebericht zweier Südamerikaner bringt uns auf die Idee ein Infoschreiben über uns und unsere Absichten auf Vietnamesisch übersetzen zu lassen.
Das weitere Equipment: Straßenkarte, großes Pappschild, Edding, Sonnenschirm und viel Sonnencreme. Tramperfahren, nutzen wir die Rollertour um den Startpunkt unseres Abenteuers auszuloten. Kribbeln im Bauch, die Vorfreude steigt, wir sind bereit!

Tag 1
Mit dem Bus Nummer vier geht es eine Stunde stadtauswärts und nach zwei Kilometern Fußmarsch mit vollem Gepäck stehen wir an der Nationalroad One. Rucksäcke abstellen, Schild hoch halten und Daumen raus strecken.
Keine 15 Minuten später sitzen wir bei Duc, Long und Dai im Auto. Unser vietnamesischer Brief kommt an, freundliche Gesichter und wir machen unsere ersten 80 Kilometer. Auch bei unserem zweiten Stopp müssen wir es uns nicht gemütlich machen, schon nach wenigen Minuten sitzen wir im Auto eines Verkehrssicherheitsteam. Anschnallen, bitte.
Mit Gesprächen auf Englisch verfliegt die Zeit und der Magen knurrt zum Mittagessen. Duc, Quang und Huy lassen es sich nicht nehmen und laden uns zu einem typisch vietnamesischen Mahl ein. Nicht genug, bringen sie uns über ihr Ziel hinaus zu einem geeigneten Stopp. Euphorisiert durch den guten Start sehen wir uns schon bald am Ziel. Doch es soll anders kommen.
Die Sprachbarriere wird nun zum ersten Mal deutlich. Autos nehmen uns für ungeahnt kurze Strecken mit und setzen uns an ungewollten Stopps ab. Die Sonne sinkt, die Zeit rafft dahin und so entscheiden wir uns im Dorf unseres letzten Stopps über Nacht zu bleiben.

Tag 2
Der gestellte Wecker klingelt nicht: Ups, verschlafen. Verspätet machen wir uns auf den 20 minütigen Fußmarsch aus dem Dorf heraus. Aus Erfahrung laufen wir so lange, bis nur noch wenige Roller auf der Nationalstraße unterwegs sind. Wir heben den Daumen und spannen den Regenschirm auf, der uns bei der Hitze mal wieder gute Dienste leistet.
Nach einer kurzen Autofahrt nehmen uns zwei Trucker mit. Aus dem Führerhäuschen unseres ersten Lastwagens haben wir perfekte Sicht über die Straßen Vietnams und fühlen uns wie Kinder in einem großen, gelben Bagger. Die Fahrt geht nun langsamer voran. Bei 40 km/h verliert sich der Blick leicht in den unablässig vorbeiziehenden Reisfeldern.
Ein Lastwagen bringt uns über gewundene Landstraßen an unser Ziel. Nicht aber ohne vorher mehrfach anzuhalten, um vor Bekannten mit uns zu prahlen. Wir machen gute Miene zum guten Spiel.

Obwohl das Auto-Stopp-Konzept in Vietnam kaum bekannt ist, werden wir herzlich auf- und mitgenommen. Neben Mitfahrgelegenheiten werden wir mit Wasser und Essen beschenkt. Leider finden wir durch die Sprachbarriere nicht immer heraus, warum uns die Menschen eigentlich aufgabeln. Die teilweise nicht-zielführende Hilfsbereitschaft bringt uns dazu ein zweites Schreiben in vietnamesisch aufzusetzen:
"Wir möchten keine Transportmittel oder gar Geld geschenkt bekommen.
Wir trampen um viele nette Menschen kennen zu lernen."

Phong Nha
Der Nationalpark beherbergt grün bewachsene Kartsberge, tiefe Urwaldtäler, unberührte Flusslandschaften und  einige der größten Höhlen weltweit. Die malerische Gegend wird von immer mehr Touristen angesteuert und so finden wir uns im Pool eines stereotypen Backpacker Hostels wieder - gerammelt voll (sowohl das Hostel, als auch der Pool). Zwiegespalten halten wir es dort genau zwei Nächte aus.


Auf einer geführten Wanderung zu zwei wenig frequentierten Höhleneingängen, geht es tief in den Dschungel. Auf Erkundungstour in der ersten Höhle scheint nach wenigen Hundert Metern kein Licht mehr und totale Finsternis lässt die Menschen verstummen. In die zweite Höhle gelangt man nur schwimmend. Das eiskalte unterirdische Gewässer ist eine Wohltat bei den schweißtreibenden Temperaturen.


Das Wandern war der Zweck des Besuches und so kann weiter gehen.

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